Der neue Schwerpunkt «Spezialisierte Traumatologie» ist auf Kurs. Ein überraschender Schulterschluss von Chirurgen und Orthopäden ergibt die Chance für eine gemeinsame Zukunft im Gebiet der Traumatologie. Die neue Perspektive beinhaltet eine interdisziplinär verankerte starke Positionierung der Traumatologie und die Möglichkeit, über beide Facharzttitel, Chirurgie oder Orthopädie, zu einer attraktiven, spezialisierten traumatologischen Schwerpunktweiterbildung zu gelangen.
Im Juli 2022, quasi auf der Zielgeraden des Genehmigungsverfahrens durch das SIWF zur Umwandlung unseres «Schwerpunktes Allgemeine Chirurgie und Traumatologie» zum «Schwerpunkt Traumatologie», hat sich eine ausserordentliche zusätzliche Chance ergeben. Im Anschluss an unsere Vorstellung des neuen SP-Programmes beim SIWF-Vorstand im Juni 2022 hat sich eine Gruppe von Vorstandsmitgliedern der Swiss Orthopaedics (SO) bei uns gemeldet. Die Bereitschaft der Kollegen der Orthopädie zur Evaluation, den Traumatologie-Schwerpunkt für beide Fachrichtungen (Chirurgie und Orthopädie) zugänglich zu machen, haben wir kurzerhand aufgenommen und unsere Trauma-Arbeitsgruppe aus SGC und SGACT mit den Vertretern der Swiss Orthopaedics (SO) erweitert.
Die neue Perspektive hat uns beflügelt. In einem intensiven und fokussierten Prozess über die Sommermonate hat sich in zahlreichen interdisziplinären Diskussionen eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den involvierten Exponenten aus SGC, SGACT und SO entwickelt. Im Hinblick auf einen gemeinsamen Schwerpunkt für die Chirurgen und die Orthopäden wurde mit viel Einsatz das Weiterbildungsprogramm in kurzer Zeit erfolgreich überarbeitet. Der eigentliche Kern des Schwerpunktprogrammes, der Operationskatalog, war unproblematisch. Der von SGC/SGACT im vergangenen Jahr ausgearbeitete Katalog-Vorschlag wurde im Wesentlichen übernommen. Aufwendig war hingegen die Abstimmung der vielen Details, welche für die Implementierung eines gemeinsamen Schwerpunktprogrammes im Vorfeld gelöst werden müssen. Das SIWF hat uns tatkräftig unterstützt, Aspekte wie beispielsweise die Einteilung der Weiterbildungsstätten unter Integration der orthopädischen Kliniken, die Regulation betreffend Anerkennung von ausländischer Weiterbildung, die Einteilung und den Zugang zum Polytrauma-Management und auch die Übergangsbestimmungen für beide Facharztgesellschaften zu bearbeiten.
Der SIWF-Vorstand genehmigt das Weiterbildungsprogramm
Der Vorstand des SIWF hat im September die Annäherung zwischen Chirurgen und Orthopäden mit dem Resultat eines gemeinsamen Schwerpunktprogrammes mit grosser Freude zur Kenntnis genommen und dem gemeinsamen Weiterbildungsprogramm für den Schwerpunkt «Spezialisierte Traumatologie» einstimmig zugestimmt. Ausstehend sind nun noch Bestätigungen des Schwerpunktprogrammes durch die Plenarversammlung des SIWF (November 2022; nach Redaktionsschluss) und durch die Mitgliederversammlung der Swiss Orthopaedics (Juni 2023). Wir erwarten klare Zustimmungen für diese konstruktive und integrative Entwicklung hin zu einer starken Positionierung der Traumatologie. Es ist unser gemeinsames Ziel, das Schwerpunktprogramm «Spezialisierte Traumatologie» 2023 umzusetzen.
Faire Übergangsbestimmungen für Chirurgen/innen und Orthopäden/innen
Die Übergangszeit wird voraussichtlich drei Jahre betragen. Während dieser Zeit kann dieser Schwerpunkt für Chirurgen, welche schon in der SP-Weiterbildung stehen, noch nach dem alten Programm (ACT) absolviert werden. Chirurgische und orthopädische Fachärzte mit schon vertiefter Fortbildung in der Traumatologie können den neuen Schwerpunkt unter klar definierten vereinfachten Bedingungen erlangen. Die Details dieser Übergangsbestimmungen sind zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht ganz geklärt und bedürfen weiterer interdisziplinärer Gespräche. Sicher ist, dass alle Schwerpunkttitelträger «Allgemeine Chirurgie und Traumatologie» den umgewandelten Schwerpunkt «Spezialisierte Traumatologie» erhalten werden.
Die Übergangsbestimmungen bezüglich des erleichterten Zuganges zum Schwerpunkt «Viszeralchirurgie» für Schwerpunkttitelträger ACT mit Fokus auf Viszeralchirurgie bleiben gleich, wie schon vorgängig kommuniziert wurde. Schwerpunkttitelträger ACT mit einer viszeralchirurgischen Erfahrung von >1000 Vis-Punkten haben eine theoretische (jedoch keine praktische) Prüfung abzulegen. Im Falle von > 1250 VIS-Punkten müssen Schwerpunkttitelträger ACT keine viszeralchirurgische Prüfung machen. In jedem Fall ist aber die Teilnahme an zwei Jahreskongressen der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC) nachzuweisen, alternativ können je ein Jahreskongress der SGVC und ein Jahreskongress der SGC angerechnet werden.
Die Frage: «Warum erst jetzt?» ist unwichtig
Warum dieser Annäherungsprozess zwischen Chirurgen und Orthopäden für einen gemeinsamen Schwerpunkt genau jetzt möglich scheint, und nicht schon früher stattgefunden hat, ist aus Sicht der interdisziplinären Arbeitsgruppe aktuell nicht wichtig. Es gilt jetzt, die Chance zu nutzen. Wir schauen nicht zurück, sondern bündeln die Kräfte zur Vorwärtsentwicklung für eine starke Traumatologie für die gesamte Schweiz und besonders für ein attraktives Weiterbildungskonzept für die jungen traumainteressierten Chirurgen/innen und Orthopäden/innen. Wir werden Euch weiterhin auf dem Laufenden halten.
Zusammensetzung der interdisziplinären Arbeitsgruppe Schwerpunkt «Spezialisierte Traumatologie»:
SGC/SGACT (alphabethisch)
Dr. Thomas Beck, Vorstand SGACT, Spital Wallis Prof. Dr. Stefan Breitenstein, Past-Präsident SGC, Winterthur, Koordination Arbeitsgruppe Prof. Dr. Markus Furrer, SGC, Chur
Prof Dr. Christoph Meier, Präsident SGACT, Winterthur
Prof. Dr. Raffaele Rosso, Geschäftsführer SGC, Lugano
Dr. Christoph Sommer, Vorstand SGC und SGACT, Chur PD
Dr. Tobias Zingg, Past-Präsident SGACT, Lausanne
Swiss Orthopaedics (alphabethisch)
PD Dr. Karim Eid, Expertengruppe Trauma und Kommission für Weiterbildung SO, Baden
Dr. Stephan Heinz, Präsident SO, Kreuzlingen Prof. Dr. Andreas Müller, Vorstand SO, Basel PD Dr. Christian Spross, Expertengruppe Trauma SO, St.Gallen
Prof. Dr. Matthias Zumstein, Vizepräsident SO, Bern, Koordination Arbeitsgruppe